Ausgangslage
Ich wurde für die Gestaltung der Briefmarkenserie "Spezielle Anlässe" angefragt.
Marken aus der Briefmarkenserie „Spezielle Anlässe“ unterscheiden sich in ihrem Einsatzbereich gegenüber den üblichen Dauermarken: Hier wird eine Marke bewusst ausgewählt und gekauft, um die spezifische Sendung damit optisch und inhaltlich passend aufzuwerten. Daher ist eine Auseinandersetzung mit der Zielgruppe und deren Bedürfnissen zentral.
Zielgruppe & Konzept
Bei der Konzeptionierung der Serie habe ich besonders darauf geachtet, dass diese eine möglichst grosse Zielgruppe anspricht. Wichtige Kriterien wurden in die Gestaltung der gesamten Serie mit einbezogen: Somit muss das Sujet schnell erkannt und thematisch zugeordnet werden können, was durch die einfache und symbolische Bildsprache erreicht wird. Zudem steigern klare Farb- und Formkontraste die Bildprägnanz, sowie vertraute Farbkombinationen die Sympathie gegenüber dem Sujet. Wichtig auch, dass die Illustrationen sowohl als Vergrösserung (Grusskarte) als auch in der Verkleinerung (z.B. Kleber) nicht an Qualität verliern. Um die Zielgruppe möglichst breit abzustützen ist hierbei zudem wichtig, eine Balance zwischen Emotionalität und Sachichkeit zu wahren: Trotz der Farbigkeit, sollen die Marken nicht zu knallig bunt, sondern in leicht entsättigten Farben edel daher kommen. Wichtig zudem ist eine Distanzierung von einer zu fest ausformulierten Gegenständlichkeit: Die sonst schon emotionalen, klassischen Elemente werden durch die leichte Reduzierung auf geometrischen Grundformen grafisch akzentuiert und entgehen somit einer zu süsslichen oder optisch abgenutzten Umsetzung. Zu beachten ist hierbei, dass eine zu grafische Darstellung wiederum die Emotionalität massgeblich verringert und eine grosse Zielgruppenmenge ausklammert.
Sujet
Die Schweizerische Post gab die zu visualisierenden Themen vor: Glück, Liebe & Freundschaft, Trauer & Abschied. Als klassisches Glückwunschsymbol wurde einseits - zur Abdeckung der blumigen Thematik- das Kleeblatt mit blühenden Kleeknospen gewählt, andererseits das Glückskäferchen, welches sich durch seine Farbe und Emotionalität sehr gut verkauft. Als Überbringer von guten oder neutralen Nachrichten sowie Dankesschreiben etc., wurde das Briefvögelchen illustriert: Vögel kommen flächedeckend sehr gut an, sie sind emotional sehr ansprechend, kippen jedoch nicht in eine zu kitschige Optik, was bei bunten Schmetterlingen oder anderen positiven Sujets schnell der Fall sein kann.
Als Symbol für eine neutrale Sendung bzw. einer eher stillen oder traurigen Botschaft fiel die Entscheidung auf den verwelkenden Zweig. Er passt in das der Serie übergeordnete Thema „Natur“ und lässt viel Spielraum für den Verwendungszweck der Marke. Sie ist durch ihre ruhige Komposition auch als z.B. neutrale Geschäftssendung geeignet.
Idee
Ein weiteres Ziel dieser Markengestaltung ist ebenfalls, dass diese nicht nur auf den ersten Blick „schön“, sondern auch konzeptuell gehaltvoll sein soll: Für den näheren Betrachter oder Markenliebhaber soll diese Markenserie spannend, entdeckungsreich und inhaltlich konsistent sein: Passend zur Korrespondenz mittels Postweg und somit der gemeinsame optische Nenner ist das Material Papier bzw. Karton, sowie das geschriebene Wort. Somit lassen sich in jeder Marke diese beiden Themen finden. Das Papier, seine simulierte Struktur und Haptik tauchen jeweils als Gestaltungselement im Hintergrund auf. Bei den Glückwunschmarken gibt die Papierfläche durch Einrisse oder geöffnete Bereiche den Untergrund frei: Darunter erscheint symbolisch ein Brief, geschrieben darauf das Wort „Glück“ in den vier Schweizerischen Landessprachen. Anders bei den beiden thematisch neutraleren Marken, sie zeigen beide einen Briefumschlag als optisch verbindendes Element.
Auftrag
Konzeption und Illustration einer Briefmarkenserie
Kunde
Schweizerische Post
